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la mascarade

„La mascarade“ öffnet mit ungewöhnlicher Darbietung im Petit Musée



Eine Gestalt wandelt durch Bissenhausen
Marcel Nobis 02.08.2016 0 Kommentare
Twistringen-Bissenhausen. Eine dunkle Gestalt stand am Sonntagnachmittag auf den Straßen von Bissenhausen – regungslos, mit blassen Gesicht und versteinerter Miene. Fußgänger, die sich ihr näherten, wurden mit leeren Augen beobachtet, Autofahrer konnten nur schwer an ihr vorbei. Als mysteriös, befremdlich und irritierend beschrieben einige Personen ihre Begegnung mit der dunklen Gestalt. Doch sie weckte auch ganz andere Assoziationen, wie bei Tanja Braun aus Bissenhausen: „Ich war schon begeistert, als ich sie um die Ecke gesehen habe. Da wusste ich: Jetzt geht‘s los. Da kam Vorfreude auf.“ Ihre Vorfreude galt der Vernissage im Petit Musée in Bissenhausen. Die Ausstellung „La mascarade“ der Bremer Künstlerinnen Hanna Scotti und Wiebke Plett öffnete dort am Sonntag um 17 Uhr ihre Türen.


Wiebke Plett (l.) und Hanna Scotti (r). hatten vor der Vernissage  Masken an die Besucher verteilt, die diese auch gleich aufsetzten. Die Ausstellung der beiden Bremerinnen ist noch bis zum 27. August geöffnet. (Udo Meissner)
„Luigi ist ein Mann, ein Schwerenöter, der alles, was er sieht, anmacht“, erklärte Wiebke Plett, die sich vor der Veranstaltung mit dunklem Mantel und Pappmaschee-Maske in diese Figur verwandelt hatte und die Besucher auf eine ganz eigenwillige Art in Bissenhausen begrüßte. Den Schwerenöter in Luigi konnte man zunächst kaum erahnen, er wirkte distanziert und zurückhaltend. Doch das sollte sich im Laufe der Ausstellungseröffnung noch ändern. Gut 20 Besucher standen vor dem autoanhängergroßen Petit Musée, als Hanna Scotti und Wiebke Plett in die Vernissage mit einem künstlerischen Spiel einleiteten. „Luigi ist mein Liebhaber – oh, das hätte ich nicht sagen dürfen. Er guckt etwas erschreckt. Ich gehe mal lieber nach hinten“, sagte Hanna Scotti und ließ Wiebke Plett als Luigi vor den Besuchern zurück. Nun zeigte sich auch der Schwerenöter. Luigi flirtete, kam den Besuchern näher und schüttelte Hände – ganz ohne Worte. Denn: „Luigi spricht nie“, erklärte Scotti.
Das kurze Maskenspiel leitete in das Thema der Ausstellung ein. „La mascarade“ – der Titel zeigte bereits, was die Besucher im Inneren des Petit Musée erwartete. Und Hanna Scotti verdeutlichte das in einer kurzen Lesung vor dem Öffnen des Museums noch einmal. „Wir Menschen tragen viele Gesichter, viele Masken. Lassen Sie uns gemeinsam schauen, wie das funktioniert“, sagte Scotti. Doch die Besucher durften nicht nur schauen, sondern auch selbst ausprobieren. „Wir sind Frauen der Tat“, erklärte Scotti und reichte Masken sowie Clown-Nasen an die Gäste weiter. „Fühlen Sie die Veränderung, was Sie erleben, wie Sie lachen?“, fragte die Künstlerin in die Runde. Und tatsächlich: Die Masken lockerten die Stimmung, mit den teils verdeckten Gesichtern betraten die ersten Besucher das Museum.
Hier zeigte sich eine Bandbreite von künstlerischen Darstellungsformen – von Fotografie bis hin zu plastischer Kunst. An der Museumstür hingen zudem Masken aus fernen Ländern – gesammelt von Hanna Scotti und Wiebke Plett auf ihren Reisen. Seit gut 20 Jahren kennen sich die beiden Künstlerinnen bereits. Gemeinsam arbeiteten sie als Geriatrie-Clowns mit dementen, kranken und sterbenden Menschen. Eine Tätigkeit, die viel zum künstlerischen Blickwinkel der beiden Bremerinnen beigetragen hat. „Das Thema Altern hat mich immer fasziniert. Da kam natürlich die Frage: Wie setzt man das künstlerisch um? Was kann man im Alter Kreatives machen?“, erzählte Scotti.
Jochen Tiemann alias Bafuß, Museumsdirektor des Petit Musée, zeigte sich begeistert von der intensiven Auseinandersetzung der beiden mit der Kunst. „Sie leben, denken und handeln aus der Kunst heraus“, sagte Bafuß und merkte an: „Das passt hier super her.“ Wer sich selbst ein Bild vom künstlerischen Schaffen der Bremerinnen machen möchte, kann noch bis zum 27. August die Ausstellung im Petit Musée in Bissenhausen besuchen.