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Über Gedichte.....

Über Verstehen

Auch das Verstehen von Gedichten ist meiner Meinung nach eher ein intuitives, sofortiges Verstehen. Alle Reflexion nimmt sich noch einmal Zeit und versucht zusätzlich Gedanken hinein zu bringen – aber das ist etwas anderes. Das ist Analyse. Verstehen geschieht, wie ich finde, meist unmittelbar, durch das Gehör. Es braucht einen starker Textanfang, der einen hineinzieht. Ansonsten legt man ja ein Gedicht auch schnell wieder weg, weil man vielleicht übersättigt ist. Dieses sofortige Verstehen wird über den Ton, über die Art und Weise des Sprechens stärker angeregt als durch Inhalte oder gedankliche Zusammenhänge. Der Text muss ja eine Sensation, etwas Neues haben, damit keine Langeweile entsteht und sich eine Spannung aufbaut.

Benennung

Auch die Benennung ist ein Spiel, das man mit anderen spielt – bis man sich ins Verstehen gespielt hat. Alles Schibboleths, an denen man erkennt, woher der andere kommt.

Prosagedicht

In erster Linie hat das Prosagedicht kein Versmaß, auch kein freies, versucht aber trotzdem inhaltlichen Führungen eine Struktur zu geben. Es erzählt, aber erzählt keine Geschichte. In diesem Erzählen gibt es eine Irrationalität, die ihre Spannung halten muss, damit der Leser oder der Zuhörer nicht abbricht. Es ist sozusagen ein Erzählen, ohne wirklich erzählen zu wollen. In meinen Texten setzt es in jedem Punkt neu an, sodass auch die Lektüre an jedem Punkt neu ansetzen kann. Dabei bauen sich zudem vertikale Strukturen auf, nicht nur horizontale, sukzessive, bis ins Kleinste hinein; das ist vielleicht der Hauptunterschied zwischen dem, was man „lyrische Prosa“, und dem, was man „Prosagedicht“ nennt.

Vorher in der Reihe: Asmus Trautsch, Lutz Steinbrück, Tristan Marquardt, Ulrike Draesner, Tom Schulz